Von Coquillards und Rotwelsch

 

Als Blütezeit so genannter Räuberbanden gelten in Deutschland das 18. und frühe 19. Jahrhundert, als Landesaufteilung und Politik deren Bildung besonders begünstigte. Dabei handelte es sich in der Regel um lose Zusammenschlüsse mit wechselnden Mitgliedern, die teils regional, teils über weite Entfernungen operierten.

Derartige kriminelle Vereinigungen gab es jedoch schon wesentlich früher. So gab es im 15. Jahrhundert die „Coquillards“, deren Netzwerk sich über ganz Nordfrankreich erstreckte und die sich mit dem Zeichen der Pilgermuschel auswiesen (frz. coquille = Weichtierschale). Als wohl bekanntestes Mitglied dieser organisierten Räuberbande gilt der spätmittelalterliche Dichter Francois Villon. Das Hauptquartier der Coquillards befand sich in Dijon, doch boten auch zahlreiche Gastwirte den Umherziehenden Unterkunft und ihre Wirtschaften dienten oft als Umschlagsort für Diebesgut.

Das war ein System, wie es auch bei den Räubern des 18. und 19. Jahrhunderts wieder zu finden ist.

Zur Verständigung wurde die Geheimsprache des fahrenden Volkes, das so genannte „Rotwelsch“ (bei den Coquillards „Jargon“) genutzt, eine Kunstsprache ohne eigene Grammatik, bei der bestimmte deutsche Worte durch für die (All-)Gemeinheit unverständliche Entsprechungen ausgetauscht werden.

Viele Landstreicherballaden sind in Rotwelsch gedichtet.

Neben dem gesprochenen Rotwelsch stellen die „Zinken“ eine Zeichensprache dar, mit der – beispielsweise eingeritzt in Türstöcken – nachfolgenden Komplizen kurze Nachrichten hinterlassen werden können. Eine Methode, die sich bis ins 21. Jahrhundert etabliert hat und noch heute von Verbrecherbanden genutzt wird.